Welcher Motivationstyp bist Du?

Ich bin Teamplayer und gehöre damit zur Gruppe der Menschen, die glücklich sind, wenn sie äußere Erwartungen erfüllen. Es gibt laut Gretchen Rubin drei weitere Motivationstypen: Den Pflichterfüller, den Hinterfrager und den Rebellen.

Mach doch gleich diesen Test, um zu erfahren welcher Typ Du am ehesten bist.

Die Einteilung von Menschen in nur vier Gruppen verallgemeinert natürlich sehr stark. Es gibt verschiedene Mischformen und sogar unterschiedliches Verhalten je nach Kontext. Doch lies doch erstmal weiter, vielleicht ist diese Einteilung ja nützlich, um Dich und andere besser verstehen zu können. Und natürlich steht es Dir frei, Deine ganz eigene Meinung zu haben.

Es ist umstritten, ob die Charaktereigenschaften genetisch bestimmt sind oder erlernt werden. Ich glaube, das beides zutrifft. Veranlagungen führen zu einem bevorzugtem Verhalten und das Verhalten hat eine Reaktion der Umgebung zur Folge, die wieder auf das Verhalten zurück wirkt. Und so hat jedes Kind ab ca drei Jahren seine eigene Art mit äußeren und inneren Erwartungen umzugehen. Das erlebe ich auch als Trainer beim Tischtennis:

Der Teamplayer bemüht sich, gestellte Aufgaben zu erfüllen. Er zeigt anderen gerne etwas und er wächst über sich hinaus, wenn er den entscheidenen Punkt für die Mannschaft erringen kann. Hingegen hat er wenig Kraft, aus sich heraus, besser zu werden. Er verfolgt keine eigenen Ziele und kennt oft gar keinen Grund, wieso er zum Tischtennis geht. Für einen Verein sind Teamplayer sehr wichtig, denn sie engagieren sich gerne und oft, und auch in der Mannschaft verbreiten sie gute Stimmung.

Der Hinterfrager ist ganz anders drauf: Er schert sich nicht um äußere Erwartungen, wenn er deren Sinn nicht erkennen kann. Bei ihm nützt es überhaupt nichts zu sagen: „So wird ein ordentlicher Topspin gemacht.“ Der Hinterfrager möchte eine Erklärung für die Wirksamkeit der Anweisung. Das kann z.B. eine theoretische Erklärung zum Magnus-Effekt bei rotierenden Körpern oder die selbst gemachte Erfahrung bei einer Übung sein. Bei ihm bieten sich offene Übungen an wie z.B.: „Ich spiele Dir einen Unterschnittball zu und Du musst den besten Weg finden, den Ball gefährlich zurückzuspielen.“ Der Hinterfrager experimentiert und reflektiert, was bei seinem Schlag geschieht und wie er ihn verbessern kann. Im Erfolgsfall fühlt er sich selbstwirksam und lernt das Spiel aus sich heraus zu verbessern. Damit wird der Trainer nur noch zum Ratgeber und kann sich gemütlich zum Kaffeetrinken zurückziehen 🙂

Für viele Trainer (und Eltern) ist der Pflichterfüller der bevorzugte Motivationstyp. Er hält sich an äußere Erwartungen, weil er es von sich aus liebt, Pläne einzuhalten. So einem Spieler kann ich als Trainer einen großen Gefallen tun, wenn ich Wochen, Monats und Jahrespläne aufstelle und vor dem Training ankündige, wie der Ablauf der Übungen sein wird. Und falls ich das angekündigte Krafttraining am Ende der Stunde vergesse, wird er sich lautstark beschweren 🙂
Dieser Typ bringt einen riesigen Trainingsfleiß mit und kann es deshalb auch bei geringem Talent, weit bringen.

Der Vierte im Bunde ist der Rebell. Er widersetzt sich direkten Anweisungen und auch dem, was er selber will. Er erscheint oft als aufmüpfiger Störer, der die Autorität des Trainers in Frage stellt. Ein solcher Spieler sagt nach einem Spielverlust schon mal: „Ich höre jetzt sofort auf mit diesem doofen Sport, ich will nie wieder spielen.“ Er ist oft bockig und sagt: „Nee, das mach ich nicht.“ Er leidet unter sich selbst, weiß aber keine Hilfe.

Sehr gut funktioniert das IFF Prinzip bei ihm:
1.) Klare Informationen geben, z.B.: „Beim Schupf wird der Arm schräg nach vorn Richtung Netzoberkante geführt, der Ball wird tangential am Südpol getroffen.“
2.) Die Folgen des Befolgens oder Nichtbefolgens der Anweisungen mitteilen, z.B.: „Wenn Du es nicht so machst wirst Du viel öfter den Ball ins Netz spielen und Dein Spiel nicht verbessern.“
3.) Freie Entscheidung ermöglichen, z.B.: „Ich bin überzeugt so gehts am besten, aber Du darfst selbst entscheiden, wie Du spielst.“
Der Trainer muss aushalten, dass der Rebell seinen Willen bekommt und einige Übungen anders oder gar nicht mitspielt. Zugegeben eine große Herausforderung, gerade wenn der Trainer selbst ein Pflichterfüller ist.

Und was bringts?

Seitdem ich weiß, welche Motivationstypen es gibt und welche Tendenzen unsere Spieler haben, hat sich meine Freude am Training stark erhöht. Früher bin ich schon mal laut geworden oder habe einen Störer rausgeschmissen, jetzt versuche ich alle so zu behandeln, wie es am besten zu ihnen passt. Und wenn das bedeutet gar kein Training zu machen, sondern als bewegliche Balleimer-Litfaßsäule durch die Halle zu irren, dann geht das auch in Ordnung.

Und vielleicht wäre unsere Welt auch ein bisschen friedlicher, wenn alle akzeptierten, dass wir unterschiedlich sind und doch gleich.

„Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen“ – Theodor W. Adorno